Warum Fußball im eSport wenig Popularität genießt

  • Der Fußball ist weltweit die mit Abstand größte Sportart und das völlig zurecht. Die Begeisterung der Menschen rund um den Globus führt verschiedene Kulturen zusammen, wie es kaum ein anderes Hobby der Welt vermag. Nur im eSport ist es trotz der Anstrengungen vieler Profi-Vereine nicht zu einer Übernahme der Herrschaft im Gaming gekommen. Wo hakt es?


    Große Entwicklung des eSports


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    - IMAGE SOURCE: pixabay


    Die Zahlen des eSports waren in der jüngeren Vergangenheit beeindruckend und steigen konstant an. Während der Umsatz 2012 noch bei "nur" 130 Millionen US-Dollar lag, stieg diese Zahl mittlerweile auf einen Schätzwert von 696,3 Millionen US-Dollar. Auch die Zukunftsprognose ist extrem positiv und soll schon 2019 recht locker die Milliardengrenze hinsichtlich des Umsatzes knacken. Insbesondere die immer mehr interessierten Sponsoren und Werbetreibenden bringen durch ihre Investitionen in den zukunftsträchtigen Sport zusätzliche Mittel in den scheinbar noch lange nicht übersättigten Markt. Es handelt sich nicht ohne Grund um den größten Zweig der Einnahmequellen des weltweiten elektronischen Sports.


    Die Möglichkeiten, so viele Menschen wie nie aus der wertvollen jüngere Zielgruppe online zu erreichen, klingt für die Werbebranche wie ein wahr gewordener Traum. Woran liegt das? Vor allem an der großen Anzahl von Menschen, die sämtliche Streams im Internet live anschauen. So kam die League of Legends Weltmeisterschaft 2015 auf recht spektakuläre 36 Millionen einzigartige Nutzer, was bis heute den Rekord eines Einzel-Events darstellt. Viele weitere Unternehmen werden so ganz natürlich zum Teil der Maschinerie, etwa direkt betroffene Hersteller wie HyperX mit vielen Ausrüstungsmöglichkeiten für die Teams. So bietet der Hersteller eine Vielzahl an Produkten an, von Tastaturen über hochpräzise Mäuse, bis hin zu SSDs. Neben der allgemeinen Förderung durch das Unternehmen gewinnen die Teams so auch im Hinblick auf die Ausrüstung einen guten Partner. Die Partnerschaften beschränken sich mittlerweile bei Weitem nicht mehr nur auf direkt mit dem elektronischen Sport verbundene Hersteller. Unter anderem macht Coca-Cola im eSport auf sich aufmerksam, indem sie verschiedene Turniere sponsern. Durch die ohnehin vorhandene Sponsoring-Verbindung zum Fußball war der Weg zu FIFA nicht mehr weit. Das globale Gaming-Turnier eCOPA Coca-Cola soll das beliebteste Spiel auf die Bildschirme bringen. Menschen rund um den Erdball sollen verbunden werden und sich austauschen. Des Weiteren aktiv sind Buchmacher wie Betway, die sowohl im Sponsoring von Teams bei der ESL Pro League als auch durch eSports-Wetten früh das Potential erkannt haben. Alle mehr oder weniger großen internationalen Events lassen sich demnach rechtzeitig im Voraus auch auf die Wettscheine hinzufügen. Neben der finanziellen Unterstützung durch die Partnerschaft wird dem Sport an sich eine große Bühne bereitgestellt, um auch Bekanntheit bei noch nicht involvierten Personen zu erlangen. Selbst internationale Großkonzerne wie Mercedes-Benz wurden sich der Bedeutung des eSports bewusst und investieren in Turniere auf deutschem Boden, vor allem Dota 2. Das Engagement begann im Oktober 2017.



    Spitzenposition gehört anderen


    Drei Spiele nehmen in der Historie des eSports einen wichtigen Platz ein, doch der Fußball in Form von FIFA oder PES ist nicht dabei. Stattdessen findet sich mit Dota 2 ein Multiplayer Online Battle Arena Spiel an der Spitze, nicht zuletzt durch The International, das größte aller Turniere in Seattle - insbesondere im Hinblick auf den riesigen Preispool. 2016 wurden über 20 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Daneben sind es vor allem League of Legends und Counter Strike: Global Offensive, welche das Publikum rund um die Welt in Atem halten. Insbesondere der asiatische Markt nimmt dabei einen großen Raum ein, was vielleicht auch eine Erklärung dafür sein könnte, dass eher andere Spiele an der Spitze der Kette stehen. Das Interesse der jüngeren Generation an traditionellem Sport ist eher rückläufig, stattdessen gewinnt der eSport eindeutig an Bedeutung.




    Die Visionen der Profis aus der eSport-Szene sind somit nicht von ungefähr sehr ambitioniert. Als einer der größten Namen des Sports findet das Team Fnatic in der Branche stets Gehör. Zuletzt sorgte ein Vergleich mit Fußball-Marken wie Arsenal oder Manchester United für Aufsehen. Als Marketing-Chef ist Benoit Pagotto vom Erfolg überzeugt: "Ich glaube, wir werden dorthin kommen. Ich und Fnatic sind davon überzeugt, dass wir die Zukunft des Sports sind." Dennoch ist er sich auch der großen Herausforderung bewusst, die im Gang an die Spitze wartet. "Wir müssen super vorsichtig sein", so Pagotto. "Wir wollen unsere Marke nicht verwässern und fürchterliche Produkte produzieren, welche die Leute glauben lassen, dass unsere Marke sch...e ist, weil es aus billigem Plastik hergestellt wurde oder so."



    Profiklubs investieren, Schalke mit League of Legends Engagement


    Wie bereits zu Beginn des Artikels erwähnt, investieren viele Fußballklubs, die in der Bundesliga zu finden sind, in den eSport. Darunter finden sich bei Weitem nicht einmal nur die "modernen" Klubs, sondern vor allem die Traditionsvereine wie der VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Bayer Leverkusen und Hertha BSC. Dass sich deren Engagement meist auf FIFA beschränkt und somit beim Kerngeschäft eines Fußballklubs bleibt, kann man nachvollziehen. Der FC Schalke 04 ging unterdessen einen anderen Weg und öffnete neben FIFA ein eigenes Team, das in League of Legends Turnieren mitspielt.
    In der europäischen LCS fand vor einigen Tagen das erste Spiel der jungen Saison statt. Die hohen Erwartungen wurden gegen das Hamburger Team ROCCAT mit einem souveränen Sieg erfüllt. Es zeigt vor allem, dass sich die Klubs ebenso mit allen aktuellen Trends befassen, um sich auf die verändernden Grundbedingungen einzustellen. Die Beitrittszahlen der jungen Generation waren zuletzt in vielen Vereinen rückläufig. Der eSport soll dem Einhalt gebieten. Ob es von Erfolg gekrönt ist, bleibt offen. Spannend hingegen erscheint, ob weitere Klubs den Weg von Schalke mitgehen und sich auf die populärsten Games einlassen. Was haben sie zu verlieren?