[PC, Xbox 360, PS3] Limbo

  • „Weniger ist manchmal mehr“: An dieses Sprichwort hat sich wohl das Team der Spieleschmiede Playdead gehalten, als sie mit der Entwicklung ihres ersten Videospiels begonnen haben. Herausgekommen ist hierbei das kleine Indie-Spielchen Limbo, welches euch in die Rolle eines namenlosen Jungen versetzt.


    Voll ins Schwarze
    Ein düsterer, dunkler Wald. Ein leises Pfeifen ertönt durch den Wind, der euch um die Ohren weht. Inmitten des Waldes liegt eine Person – ein kleiner Junge. Ohne Tutorial oder einem Intro, welches euch in die Story des Spiels einweiht, erwacht euer junger Protagonist durch Tastendruck. Lediglich seine punktförmigen, scheinenden Augen kommen bei der Dunkelheit des Waldes zum Vorschein. Der Körper des Jungen wird als Silhouette dargestellt und das nicht ohne Grund: Die komplette Welt in Limbo kommt ohne bunte Farben aus und wird in unterschiedlichen Graustufen dargestellt. Das heißt die Umgebung mitsamt aller interagierenden Elemente wird in einem schwarz-weiß-Stil gehalten. So ungewöhnlich dieser Grafikstil auf den ersten Blick auch wirken mag, so gut passt sich dieser an das gesamte Spielgeschehen an.


    Ein atmosphärisches Meisterwerk
    Der simpel gehaltene Grafikstil kann insbesondere in Hinblick auf die Atmosphäre von Limbo punkten, denn diese ist mit Abstand das Herzstück des Indie-Spiels. Selten schafft es ein Videospiel solch eine dichte Atmosphäre zu erzeugen und die gesamte Umgebung auf den Spieler so düster als auch beunruhigend wirken zu lassen – im positiven Sinne. Zugleich merkt man Limbo sofort die Vielfalt an Details an, die in den Silhouetten der unterschiedlichen Elemente sowie im Hintergrund der Umgebung zum Vorschein kommen und diese deutlich belebter wirken lassen. Doch die Atmosphäre lebt nicht ausschließlich von dem ungewöhnlichen Grafikstil, auch die musikalische Untermalung trägt einen bedeutenden Teil dazu bei. Gerade weil die Soundkulisse im Großen und Ganzen sehr spärlich ausfällt, untermalt diese die düstere Atmosphäre in der tristen Welt von Limbo. Überwiegend bekommt ihr nur Hintergrundgeräusche zu hören, wie beispielsweise das Pfeifen des Windes, das Plätschern des Wassers oder das Summen einiger Fliegen die in der Umgebung umherschwirren. Lediglich in einigen Spielabschnitten macht sich die sehr ruhige und zugleich spannungserzeugende Musik bemerkbar, die auf Grund der sparsamen Verwendung den Spieler bestmöglich in Nervosität und Unruhe versetzt.


    Spiel mir das Lied vom Tod
    Limbo hat selbstverständlich neben der packenden Atmosphäre noch mehr zu bieten. Das Gameplay erinnert an ein typisches 2D-Jump 'n' Run, ihr steuert den jungen Protagonisten also von links nach rechts und müsst auf eurem Weg durch die düstere Umgebung verschiedene Geschicklichkeitpassagen gepaart mit unterschiedlichen Rätseln lösen. Auch hier haben sich die Entwickler ganz an das Motto „Weniger ist mehr“ gehalten, denn die Steuerung ist denkbar einfach ausgefallen: Ihr bewegt den namenlosen Jungen wie gewohnt mit dem Analogstick, habt des Weiteren die Möglichkeit auf Tastendruck zu springen und zudem mit bestimmten Objekten in der Umgebung zu interagieren. Die Bedienung ist denkbar intuitiv ausgefallen und bringt euch immer präzise ans Ziel. So intuitiv die Umsetzung Letzterer auch ist, dem virtuellen Tod werdet ihr dennoch wohl oder übel nicht entkommen können, denn schnell wird klar: Limbo ist auf das Trial 'n' Error Prinzip ausgelegt. Ihr werdet zahlreiche Male das Zeitliche segnen, bevor ihr eine der vielen Geschicklichkeitspassagen fehlerfrei durchlaufen habt. Auf Grund einer fehlenden Lebensanzeige, werdet ihr unmittelbar mit dem Tod bestraft, wenn ihr beispielsweise von einer Klippe fallt, im Wasser ertrinkt oder in eine Bärenfalle lauft. Dieses Prinzip klingt zu Anfang sehr frustrierend, ist jedoch durch zahlreich gesetzte Rücksetzpunkte sehr gut ausbalanciert und motiviert euch den bevorstehenden Abschnitt fehlerfrei zu meistern. Wie bereits erwähnt, gehören auch Rätsel zum Spielgeschehen, die von euch gelöst werden müssen. Diese sind sehr clever ausgefallen und werden im Spielverlauf zunehmend schwerer, sind allerdings mit etwas Logik und Kombinatorik nach kurzer Nachdenkzeit immer lösbar. Die gut durchdachten Rätsel sind eine nette Abwechslung zu den Geschicklichkeitseinlagen und bringen frischen Wind ins Gameplay. Auch wenn die packende Atmosphäre euch förmlich ins Spielgeschehen hineinzieht, das Gameplay gut ausgewogen ist und euch an euren Controller fesselt, ist der Ausflug in die Welt von Limbo bedauerlicherweise kürzer als man erwartet: Nach nur ca. 3-4 Stunden Spielzeit werdet ihr den Abspann zu sehen bekommen. Auch wenn man in dieser kurzen Zeit ein intensives und einzigartiges Spielerlebnis erfährt, hätte man sich dennoch gewünscht weitere Stunden in der von Details strotzenden schwarz-weiß-Welt zu verbringen und sich von der Atmosphäre mitreißen zu lassen.


    Fazit
    Playdead hat mit Limbo ein grandioses kleines Indie-Spiel entwickelt, welches euch in eine wundervoll dargestellte Welt mit zahlreichen cleveren Rätseln entführt und mit seiner düsteren Atmosphäre an die Flimmerkiste fesseln wird – auch wenn es nur für einige Stunden ist. Die Entwickler zeigen mit ihrem ersten Spiel, wie man mit ungewöhnlichem Grafikstil eine detailreiche Umgebung kreiert und mit sparsam verwendeter Soundkulisse unglaubliche Spannung erzeugt. Wer dieses einzigartige Erlebnis verpasst hat, sollte dies schnellst möglichst nachholen.


    [progressbar=87]Wertung[/progressbar]


    [infobox]Getestete Version: Xbox 360[/infobox]